Mittwoch, 3.3.21
Wir verlassen La Gomera mit der Fähre und treten langsam die Rückreise an mit Zwischenstopp in Teneriffa. Nach einer Stunde Überfahrt sind wir da. Das Wandergebiet im Teide Nationalpark ist unser Ziel. Von der Fähre aus schrauben wir unseren Camper in kurzer Zeit bis auf 2300 m hoch und geraten in eine Mondlandschaft. Eine von mehreren Vulkanausbrüchen geformte Landschaft erwartet uns. Scharfkantiges, dunkles Lavagestein wechselt sich ab mit weißen, von Wind und Wasser zermahlenen kleinen kugelrunden Steinen, dazwischen rot, grün und Blautöne. Der Pflanzenbewuchs ist spärlich. Wir drehen eine zweistündige Runde zwischen auftragenden Felsen mit charakteristischen Namen wie Kathedrale oder Dom. Wir wählen uns einen Stellplatz über den Wolken mit Blick auf die Berge von La Palma.
Donnerstag, 4.3.21
Noch in La Gomera haben wir uns um eine Erlaubnis für die Besteigung des höchsten Bergs von Spanien, dem Teide bei der Nationalparkverwaltung gekümmert. Wir hatten Glück und haben für heute 9.00 Uhr die Genehmigung dazu erhalten. Pech nur für uns, dass ausgerechnet heute die Kabinenbahn zum Startpunkt der Besteigung nicht fährt. Wir kontaktieren die Parkverwaltung, bitten um einen Tag Aufschub und lösen die Tickets für eine Bergfahrt für Freitag morgen online. Wir ziehen eine Wanderung vor und machen uns auf die Socken in einen lichten Kiefernwald, der immer wieder Blicke frei gibt einerseits an das 2000 m unter uns gelegene Meer und andererseits auf Vulkankegel über uns. Einen Teil der Rücktour trampen wir und finden unseren Stellplatz heute Abend im Bergbereich des Teide. Die Temperaturen fallen in den Frostbereich.
Freitag, 5.3.21
In der Nacht frischt der Wind auf. Bei Sturm gibt es keinen Bergbahnbetrieb. Kurz nach Sonnenaufgang sind wir die ersten an der Talstation. Wir frühstücken davor und hören, wie die Liftbetreiber die Motoren starten. Wir atmen auf. Ein Dutzend andere Wanderer besteigen mit uns die erste Bahn des Tages, die uns auf 3500m bringt. Als erstes nehmen wir uns den Teide Gipfel vor. Im überschaubaren Kraterkessel dampft es noch aus Ritzen und Löchern, das Schwefelsulfat riecht nach faulen Eiern und es wäre nicht schwer Spagetti zu kochen. Der Ausblick vom Gipfel in 3715 m ist grandios. Wie schon seit Tagen sind die Kammregionen der Kanaren wolkenlos, die Sonne strahlt und unser Blick entdeckt La Palma, La Gomera, El Hierro und Gran Canaria. Wir sind fast die einzigen am Gipfel, auf unserem Rückweg kommt uns der Hauptstrom der Wanderer entgegen. Von der Bergbahnverwaltung bekommen wir per SMS die Mitteilung, dass wir auch dringend eine Talfahrt mit der Seilbahn buchen müssen, da alle Wanderwege talwärts auf Grund von Schnee und Eis gesperrt sind. Der Seilbahnmanager versteht etwas von seinem Fach, ein Schelm, wer Böses weiter denkt. Doch wir testen diese nette Information und machen uns auf den Abstiegsweg. Die Eisfelder umgehen wir, die Schneefelder genießen wir, den Lavastaub ignorieren wir. Nach und nach entledigen wir uns auf den 1600 Höhenmeter Abstieg unserer Wintersachen. An der Straße angekommen trampen wir wieder bis zum Camper und entscheiden uns für eine letzte, kalte Nacht auf über 2000 m in der skurrilen, einsamen, fantastischen, sternenklaren Mondlandschaft.
Samstag, 6.3.21
Wolkenfetzen ziehen über den Gebirgskamm und Nebel verhüllt die Landschaft. Wir fahren abwärts, besorgen neues Gas, kaufen ein und tanken nochmals günstig. Unser Tagesziel ist der erste Stellplatz, den wir auf den Kanaren Ende 2020 hatten.
Sonntag, 7.3.21 + Montag, 8.3.21
Nachdem wir bis zum Nachmittag den letzten Tag auf Teneriffa am Strand bei windig, warmen Wetter verbracht haben, stehen wir nun als erste an der Seite der großen Auffahrtsrampe zu unserer Fähre aufs spanische Festland. Unser Schiff wird gerade mit Containern beladen, als die Hafenpolizei hektisch wird. Sie sind unter den Containern fündig geworden. Nachdem für afrikanische Flüchtlinge die Balkanroute und die Fahrt über das Mittelmeer schwieriger geworden ist, versuchen viele über Westafrika die kanarischen Inseln zu erreichen, um von dort mit einem Schiff aufs spanische Festland zu gelangen. Heute ist es zwei von ihnen nicht gelungen. Versteckt unter den Trailern hat sie die Polizei aufgespürt. Auf dem Schiff treffen wir weitere Flüchtlinge, die aber nun ganz legal weiter nach Spanien verschifft werden in ein ungewisse Zukunft. In de beiden Nächten ziehen wir es vor in unserem Camper zu schlafen, der auf dem offenen Deck platziert ist.