Samstag, 20.3.1
Nach Portugal stolpern wir regelrecht hinein. Ohne Plan und Idee. Wir kramen erst einmal den Länderspezifischen Reiseführer aus der Bibliothek hervor. Wo sind wir hier eigentlich? Einige Momente später haben wir die erste Etappe festgelegt: der nicht weit entfernte Estrala Nationalpark mit dem höchsten Berg des portugiesischen Festlands. Wir schlagen die Richtung ein und landen für diese Nacht auf einem kleinen portugiesischen Bauernhof mit dem schönsten Mosaik Bad bisher.
Sonntag, 21.3.21
Vater und Sohn bewirtschaften den kleinen Hof, der Camper gern aufnimmt. Der Preis richtet sich danach, wie es einem gefallen hat. Wir fahren in die Berge und schrauben uns bis auf 1600 m hinauf. Den Rest bis zum Gipfel des Torre auf 1993 m erlaufen wir. Es wirkt schon sehr alpin: schroffe Felsen, Granitblöcke, zugefrorene Bergseen, Wasserfälle und zu querende Schneefelder. Daneben sprießen unzählige wilde Narzissen während die Sonne ungetrübt scheint. Auf dem Rückweg haben wir mit trampen wieder Glück und entscheiden uns, die Nacht in Gipfelnähe zu verbringen. Kalt mit toller Aussicht.
Montag, 22.3.21
Wir verlassen die Berge südwärts und fahren durch Wein- und Olivenfelder. Das Ende des Corona Lockdowns geschieht stufenweise und erlaubt vorrangig die Öffnung des Einzelhandels. Museen und andere kulturelle Einrichtungen haben noch bis Ostern geschlossen. Mit uns müssen sich viele andere gedulden. Wir landen am Abend in Tomar auf dem kostenfreien Camperstellplatz und treffen dort auf eine alte, rote Feuerwehr aus Ansbach.
Dienstag, 23.3.21
Tomars bedeutendste Sehenwürdigkeit ist die alte Festungsanlage des Christusritterordens. Hinein dürfen wir nicht, das Corona übliche. Wir umschreiten die Gemäuer, durchstreifen den Park und fahren gegen Mittag 200 km südlich bis nach Santa Margarida zu unserer portugiesischen Wwoofer Stelle. Dann meldet sich das Navi mit dem Hinweis rechts abbiegen, dem Feldweg 3 km folgen. Die Zufahrt wird enger, steiler, schlammiger. Türgatter kommen in Sicht, dahinter Schafe und irgendwann ein Haus. Das muss es sein. Hier muss Alex wohnen, mit seinen 40 Schafen, einigen Hühnern und Otto, seinem türkischen Hütehund. Aber keine Menschenseele ist da. Wir durchstreifen das Gelände und entdecken in einer Senke einen LKW mit Kamenzer Nummernschild. Sachsen, genauer sind es Petra und Tino aus Glashütte. Sie stehen seit Juli 2020 hier und sind den Lockdowns in Deutschland entflohen. Sie weisen uns grob in die wwoofer Abläufe ein, wir essen gemeinsam Abendbrot und verschwinden dann in die Koje.
Mittwoch, 24.3.21
Das Handy klingelt 6.30 Uhr, die Sonne geht gerade auf. Wir drehen die erste Runde mit dem Hütehund Otto und Alex, der uns einen Bruchteil seines 22 ha großen Anwesens zeigt. Die Wiesen sind noch feucht vom Morgentau, ungeordnet stehen Erdbeerbäume in Wegnähe, ansonsten ist Wildnis. Zur Arbeit schließen wir uns Petra und Tino an, die in einer Senke schon einen richtig tollen Garten mit Gewächshaus angelegt haben. Andrea pflanzt mit Petra, ich baue mit Tino ein Hochbeet. Mittag und Abendbrot gibt’s für alle gemeinsam.
Aufbau eines Hochbeetes
Donnerstag, 25.3.21
Aus dem hohen Gras schauen vereinzelte Ruten von Weinstöcken hervor. Ich schnappe die Motorsense und gemeinsam legen wir 26 Weinreben frei und graben um, unsere Tagesaufgabe. Das Grundstück von Alex hat keinen Stromanschluss. Sämtliche Energie wird durch Solar erzeugt und in vielen Batterien gespeichert. Wasser wird einer Quelle entnommen, auf den nächstgelegenen Berg gepumpt und fließt dann mittels Schwerkraft in Schläuchen zum Haus, in Tanks oder zur Bewässerung in den Garten. Die Wäsche wird mit der Hand gewaschen und zur Erledigung von Grundbedürfnissen steht eine Trockentoilette zur Verfügung. Alles sehr simpel und einfach.
Freitag, 26.3. – Samstag, 27.3.21
Die Einfassung der Beete und Weinstöcke mit Baumstämmen reichen nicht. Wir ziehen mit Traktor und Kettensäge los, um kleinere Kiefern zu fällen. Als wir Erde ausheben, entdecken wir unter der Humusschicht schwarze Einlagerungen vom letzten Waldbrand. Schon fast rituell gibt’s zum Mittag die obligatorischen sächsischen Quarkkeulchen. Am Abend besuchen wir Günther in seinem Nachbargrundstück. Als deutscher Hausbesetzer in Portugal ist er hier sesshaft geworden. Seine Bienen und deren Haltungsmöglichkeit interessieren Andrea. Als Zugabe dürfen wir Orangenbäume plündern und schleppen Kiloweise davon.
Sonntag, 28.3.21
Zeitumstellung. Mit der dazugehörigen Wärme am Abend sind es schon laue Sommernächte. Heute morgen holen wir mit dem Pick up bei Sandy, einer Luxemburgerin, von ihrer Pferdefarm Mist für die gesetzten Tomaten. Wiederholt ist auffallend, das in Gesprächen bei besonders autark Lebenden Corona als Krankheit nicht existent ist oder aber dass eine Verschwörung einzelner Personen hinter dem Virus als Ursache vermutet wird. Am Abend dann büchsen Schafe aus. Sie ahnen wohl, dass es am nächsten Tag eine Impfung vom Tierarzt gibt. Wir versuchen sie ein zu fangen, doch haben keine Chance gegen die Wendigkeit der Tiere.
Montag, 29.3.21
Die ganze Nacht war Rabatz. Schafe und Hunde wechselten sich ab. Erst als der Tierarzt nach getaner Arbeit wieder fährt kehrt Ruhe in die Herde ein. Wir bringen die Weinanlage zu Ende, mulchen, schneiden und spannen Rankhilfen. Nach getaner Arbeit sehen wir meist aus wie die Schweine, geduscht wird dann im Freien, die Wasserwärme hängt davon ab, wie lange der Gartenschlauch Sonnenlicht tanken konnte.
Dienstag, 30.3.21
Unser letzter Arbeitstag auf dem Monte. Wir graben Löcher für zukünftige Affenbrotbäume in die lehmig, felsige und harte Erde und kommen dabei nur langsam voran. Am Ende des Tages ist die Hälfte von insgesamt 50 Vertiefungen geschafft. Die starke Sonneneinstrahlung blieb glücklicherweise uns heute erspart. Am Abend verwöhnen uns Petra und Tino mit Fisch und selbst gebackenen Brötchen.
Otto
Mittwoch, 31.3.21
Über Nacht gab es Zuwachs in der Schafherde, zwei Lämmer sind geboren. Ein schöner Abschied für uns von Alex und seinem Monte in der Wildnis. Seine Drohne verfolgt unseren Camper zum Abschied. Über die Osterfeiertage herrschen in ganz Portugal strikte Ausgangsbeschränkungen. Wir lassen uns in der ortsnahen Post eine Genehmigung ausdrucken, dass wir die Distriktgrenzen innerhalb Portugal verlassen können, um in Richtung Algarve und der dortigen deutschsprachigen evangelischen Gemeinde weiter zu fahren. Am Nachmittag erreichen wir einen Bauernhof von einem Schweizer betrieben, auf dem wir stehen können. Wir finden dort alles, was wir benötigen um unseren begonnenen Haushaltstag fort zu setzen mit Wäsche waschen und einkaufen.
Donnerstag, 1.4.21
Seit diesem Jahr ist per Gesetz das wilde campieren in Portugal unter saftigen Strafen verboten. Für Freigeister, low budget Travaller und uns sind das keine guten Nachrichten. Die schönsten Spots liegen eben meist nicht an Campingplätzen. Seit diesem Gesetz schießen preiswerte legale und illegale alternative Stellplätze auf Bauernhöfen oder Privatgrundstücken wie Pilze aus dem Boden. Diese muss man suchen und finden. Wir fahren weiter ins Hinterland der Algarve in die Berge, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen und bleiben dort für eine Nacht.
Freitag, 2.4.21
Die Autos, die vorbei kommen kann man an einer Hand abzählen, die Polizei ist nicht darunter. Wir starten eine Wanderung zu kleinen Wasserfällen. Der Weg wird gesäumt von angepflanzten Eukalyptuswäldern. Monokultur pur. Wird ein Baum davon gefällt, wachsen an den Wurzelrändern neue Sprösslinge und entziehen dem Boden Nährstoffe und vor allem Unmengen an knappen Wasserressourcen. Am Nachmittag geht’s weiter Richtung Südwesten, Sanddünen und weite Strände locken. Ein erstes Bad im April und ein Schlaf am Strand fühlen sich wie Urlaub an. In dieser Nacht verstecken wir uns in einem Kiefernwald mit Blick aufs Meer.
Samstag, 3.4.21
Cabo do Sao Vicente ist der südwestlichste Punkt des europäischen Festlands und unser heutiges Ziel. Eigentlich meist stürmisch präsentiert sich das Kap heute regelrecht windstill mit einer herrlichen Aussicht bei wolkenlosen Himmel. Schon hier sind Felsbuchten der östlich sich angrenzenden Küstenlandschaft der Algarve zu sehen, unsere Reiseroute der nächsten Tage.
Südwestlichen Punkt von Europas Festland
Sonntag, 4.4.21
Das heutige Osterfest feiern wir am Vormittag mit der deutschen evangelischen Gemeinde in Carvoeiro. Bei Sommerwetter wird die Osterbotschaft im Freien verkündet, die Osterlieder werden mit einem Harmonium begleitet. Trotz dessen tut das Singen sichtlich gut. Fußläufig von der Kirche erreichbar erkunden wir zu Fuß die bizarren Felsformationen der Küste und teilen uns die Badebuchten und den Atlantik nur mit sehr wenigen Einheimischen.
Montag, 5.4.21
Dieser Tag gehört der Steilküste der Algarve. Oberhalb der Klippen von Porches beginnen wir die Wanderung westwärts. Nach nicht mal einem Kilometer mit Blick auf versteckte Höhlen und Buchten reift eine Idee schon für den nächsten Tag: diese Küstenlinie mit dem Kajak zu befahren. Kurz googelt und wenige Minuten später scheint der Wunsch bei Umbertos Kajakverleih Realität werden zu können. Wir setzen unseren Weg fort bis Benagli, schauen in von Wind geformte und von Wasser ausgespülte Höhlen und blicken auf einsame Sandbuchten. Es ist die schönste und abwechslungsreichste Küste, die wir bisher auf unserer Reise gesehen haben. Am Nachmittag treffen wir auf Umberto. Vor sich hin dösend liegt er auf einem Picknicktisch. Wir kommen ins Gespräch, ursprünglich Brasilianer ist er zum Weltenbummler geworden und nun gerade an der Algarve mit einem Kajakverleih ansässig. Er erklärt uns viel über die Küste und lädt uns zum Abend auf einen Wein bei sich zu Hause ein. Wir folgen ihm zu seinem Haus und bekommen einen 70 Jahre alten noch lecker schmeckenden Rotwein serviert.
Dienstag, 6.4.21
Umberto scheint keine T-Shirts zu haben und Barfuß fährt er auch Auto. Wir verladen unser Kajak auf das eingedellte Dach seines Minicars. Dazu als Ausrüstung Neoprenanzug, Helm, Schuhe, Stirnlampe. Alles angezogen sehen wir aus wie Außerirdische. Wir starten die Tour wieder in Porches, diesmal der Blick auf die Küste von der Seeseite aus. Mit dem Boot geht’s in die Höhlen und Buchten hinein. Strömungen und an Land auftreffende Wellen bringen uns ein paar mal zum kentern. Die Seesäcke halten dicht. Jetzt wissen wir um den Nutzen des ganzen Equipments. 10 km westwärts holt uns Umberto am Nachmittag wieder ab. Wir laden das Boot diesmal auf seinen Trailer, barfuß gibt er Gas, bremst, kuppelt. Polizei kommt uns entgegen, fährt vorüber. Kurz darauf lösen sich die Gurte, ein schepperndes Geräusch, das Kajak macht sich selbstständig und kommt durch die splitternde Heckscheibe geschossen und trifft Andrea zum Glück nicht. Das schrottige Minicar ist nun zum halben Cabrio mutiert. Umberto siehts gelassen. Ihm bleibt auch nichts anderes übrig, er muss noch drei andere Kajaks abholen. Wir verabschieden uns von ihm, dem Herzlichen, Gelassenen, Unkomplizierten und fahren Richtung Faro. Am langen Sandstrand rolle ich in dieser warmen Nacht meine Isomatte am Strand aus.
Mittwoch, 7.4.21
Die Nacht am Strand war kurz, windstill und trotzdem schlagen die Wellen mit einem inständigen Getöse gegen die Küste. Dafür ist die Gegend bei Sonnenaufgang menschenleer. Wir beschließen spontan einen Tag Urlaub auf unserer Reise ein zu schieben und bleiben auf dem Küstenstellplatz. Abwechselnd geht’s vom Sonnenbad am Strand in die kühlen Fluten des Atlantik. Es erinnert schon etwas an die vermissten Saunagänge in diesem Winter.
Beim Abschied vom Stellplatz fällt uns ein verlassener rostiger Grill auf. Für diesen Glücksgriff komprimieren wir nochmals alle Dinge im Camper, dazu noch Kohle und Anzünder. Faro ist heute die letzte Station für uns an der Algarve. Von der Kathedrale bietet sich ein schöner Blick über das (Häuser)Meer. Das pulsierende Leben hält sich in der Altstadt in Grenzen. In einer weiteren Stadtkirche befindet sich die Knochenkapelle. Mehr als 1200 Schädel samt Knochen von Mönchen sind darin verbaut, selbst der Altar besteht aus diesen. Kurioser Weise steppt dafür nebenan im Kindergarten der Bär. Wir verlassen die Algarve Richtung Norden und finden an einem Teich mal wieder einen Stell- und Grillplatz für uns allein.
Die winzigen Dörfer Richtung Norden wirken verlassen. Häuser verfallen, zurück bleiben Ruinen. Grund sind oft Erbstreitigkeiten, leidtragende sind Grundstücke, die verwildern und Anbauflächen, die brachliegen. Kurz vor der Distriktgrenze zwischen Faro und Beja starten wir unsere Feld- und Wiesenwanderung. Der Frühling schüttet aus, was er kann. Immer wieder zieht ein Duft von Zistrosen und Lavendel an unserer Nase vorbei, Korn, Mohn und Gänseblümchen locken Insekten an, es summt in unseren Ohren und die Augen versuchen die Eindrücke der hügeligen Landschaft zu erfassen. Am Abend erreichen wir bei Regen die Weltkulturerbestadt Evora.
Der Wind hat gedreht auf Nordwest. Er bringt zunehmend Wolken, aus denen es immer mal wieder heftig schauert. Die Kathedrale der Stadt ist unser erstes Ziel. Ähnlich wie in Mailand ist auch hier das Dach begehbar mit einem weitem Blick ins Umland. Angrenzend an die Kirche befindet sich der Kreuzgang des ehemaligen Klosters. Mir geht es ähnlich wie vermutlich den Mönchen vor vielen Jahrhunderten: Zeit zu haben auch für einfachste Tätigkeiten ist Luxus geworden, gleichzeitig aber ein hohes Gut. Wann, wenn nicht jetzt auf unserer langen Reise ist es erfahrbar und erlernbar. Gleich hinter der Kathedrale erheben sich die Säulen einer römischen Tempelanlage aus dem I. Jahrhundert. Es ist der Größte antike Rest der römischen Geschichte in Portugal. Am Nachmittag ist die Stadt wie ausgestorben. Corona bedingt müssen alle Geschäfte und Restaurants schließen. Nur die ein Dutzend Pfauen im Stadtpark flanieren umher. Die männlichen Tiere stehlen den Weiblichen eindeutig die Show. Einem Seidenumhang gleich stellen sie ihr Gefieder zur Schau und Recken ihre glitzernden Hälse in den Himmel. Am Abend geht’s weiter Richtung Lissabon, an einem See campen wir.
Die Stille und Ruhe der Umgebung genießen wir, ehe es uns am Nachmittag auf einen Stellplatz südlich der Hauptstadt treibt.
Wir fahren auf einen Parkplatz zu einem der südlich von Lissabon gelegenen Fähranleger und setzen mit dem Boot über den Tejo. Mit Tageskarten für den ÖPNV ausgerüstet entdecken wir so die Stadt. Zunächst mit der Straba 28, die nur aus einem einzigen, kurzen Wagen besteht, der aber so die engen Gassen und Kurven der Stadt in stetem auf und ab meistern kann. Es ist ein Vergnügen und das Gefährt an sich schon ein Museum. Wir besuchen einen der Friedhöfe, die Miniaturstädten gleichen und sind beeindruckt vom der vielfältigen Architektur der Stadt. Am Abend treffen wir uns mit Conrad, einem Meißner, der schon seit 4 Jahren in Portugals Hauptstadt lebt. Er zeigt uns Ecken und Winkel seiner Stadt, wir revanchieren uns mit einem Abendessen in einem seiner Restaurants.
Bevor es verfällt, nutzen wir noch einmal unser 24h Ticket und setzen mit der Fähre über. Heute zählen wir die Pflastersteine unter unseren Füßen. Am Ende des Tages werden es viele sein. So gelangen wir unverhofft in das Museum für römische Archäologie und besichtigen Fragmente eines Theaters der Antike. Am Nachmittag gehört uns für reichlich drei Stunden das ehemalige Castel und das Schloss der Stadt. Der Eintritt ist kostenfrei, die englische Führung haben wir für uns allein. Durch das schöne, alte Viertel Alfama, mit seinen engen Gassen, quietschenden Straßenbahnen, bröckelnden Fassaden und kleinen Cafes steigen wir auf einen der zahlreichen Miradore und werden mit einem prächtigen Ausblick auf die Stadt belohnt.
Die Wolken nehmen zu, es beginnt zu regnen als wir zur 87 m hohen Christusstatue ans südliche Tejoufer fahren. Nach Plänen der großen Schwester in Rio de Janeiro wurde die kleine Schwester hier errichtet. Doch eine nähere Besichtigung ist auf Grund von Corona nicht möglich. Wir fahren über die „Golden Gate Bridge“ von Lissabon zum Kunstmuseum des Armeniers Gulbenkian. Der Ölmilliadär galt vor 100 Jahren als der reichste Mann der Welt und hat dieses u.a. in die Sammlung von orientalischen Teppichen, chinesischen Porzellan, maurischen Fliesen, europäischen Gemälden, Möbeln und Statuen investiert. Alles zu sehen in seinem Museum. Wir staunen 3 Stunden lang mit einer Handvoll Anderer über die Kunstwerke und freuen uns sichtlich, dass Museen mit wenig Besuchern geöffnet haben. Am späten Nachmittag geht es outdoor weiter mit dem begehbaren Aquädukt von Lissabon. Dann verlassen wir die hügelige Hauptstadt Richtung Norden.
Wurde es für die portugiesische Königsfamilie in den Sommermonaten in Lissabon zu heiß, zogen sie ins nicht weit entfernte, in den Bergen gelegene Sintra. Sie bauten sich Sommerschlösser und Residenzen. Der Palazzo de Pena sticht dabei heraus, unser heutiges Ziel. Auf einer hohen Bergkuppe thront das Schloss. Nur knapp 80 Jahre diente es den wechselnden Monarchen als Residenz, bevor 1910 der letzte König abdanke und ins Exil nach England floh. Im Palazzo sind architektonisch innen und außen viele Stile vereint und ineinander gefügt: Maurische, Barocke, Gotische, Rokoko, Renaissance, …
Deutsche Einflüsse sind in den Fenstern erkennbar, der portugiesische König entstammte dem Coburg – Gothaer Herrschergeschlecht. Eindrucksvoll ist das Leben im Schloss dargestellt mit vielen Originalteilen und einem angrenzenden Park, dessen Baum, Strauch und Pflanzenbewuchs in Folge der hohen Luftfeuchtigkeit eher an einen Regenwald erinnert. Wieder fast allein, durchstreifen wir den Palast und die Fauna des Anwesens. Unverhofft sehenswerte Kleinigkeiten bereichern (wieder) einmal den Tag.
Die Besichtigungswahl in Sintra ist nicht einfach, viele sehenswerte Gebäude und Museen gibt es. Wir entscheiden uns für die Quinta Regaleira und werden nicht enttäuscht. Der in Brasilien durch Kaffeehandel reich gewordene Freimaurer Augusto Monteiro ließ von seinem Architekt einen dreistöckigen Palast, eine Kapelle und einen 4 ha großen Park errichten mit zahlreichen verschlungenen Wegen, Grotten, künstlichen Seen, Wasserfällen und unterirdischen Höhlen anlegen. Wir fühlen uns wie kleine Kinder und stecken unsere Nasen und Füße hinein, wo immer es geht. Der Architekt hatte wohl sichtlich Spaß daran, seinen Spieltrieb zu verwirklichen und die Besucher zu verwirren.
Auf dem örtlichen Campingplatz bricht eine Invasion von portugiesischen Wohnmobilen herein. Die meisten nutzen wohl das schöne Wochenende um endlich die Weite der Natur zu erleben. So werden Geburtstage gefeiert, Familientreffen abgehalten und die Lebensfreude mit vielen Trinksprüchen untermauert. Wir genießen inmitten eines Haushaltstages die Freundlichkeit der Portugiesen.
Sonntag, 18.4.21
Strandvormittag. Je nördlicher wir fahren, desto gewaltiger brechen sich die Wellen des Atlantik am Ufer. Schon Grundschüler versuchen sich am Wellenreiten. Es ist beeindruckend zu beobachten mit welcher Balance und Körperspannung sich die Surfer auf ihrem Brett halten und die Dynamik der Wellen nutzen. Am Nachmittag erreichen wir das kleine Dorf Obidos.
Montag, 19.4.21
Geburtstagsgeschenke für Königinnen fallen schon mal etwas größer aus. Ländereien und ganze Dörfer sind darunter. Jahrhunderte lang gehörte Obidos dazu. Es wurde immer weiter verschenkt. Ein Glück für das Dorf. So wurde es mit einer Stadtmauer umgeben, gehegt, gepflegt und kaum verändert bis heute. Niedrige, schiefe Häuser, enge, bucklige Kopfsteinpflastergassen und eine komplett begehbare Stadtmauer ohne Geländer machen dieses Dorf übersichtlich. Für die Augen gibt es kleinste Details zu entdecken. In der Dorfkirche beschreibt uns die lebensfrohe Führerin lautstark und enthusiastisch ihr Gotteshaus. Am Nachmittag fahren wir weiter nach Nazare, das Mekka der Wellenreiter vor allem im Spätherbst wenn die Wellen 25 m und mehr erreichen. Ein geologischer Meeresgraben kurz vor der Bucht macht dies möglich. Ein Museum am Leuchtturm zeigt dies, dazu spektakuläre Fotos und Filme der Surfszene.
Obidos
NAZARE
Dienstag, 20.4.21
Die Strände kilometerlangen, breiten Strände sind menschenleer. Die unbändige Kraft der Wellen und ihre Unberechenbarkeit faszinieren bei einer Strandwanderung. Langsam nähern wir uns am Nachmittag Porto.
Mittwoch, 21.4.21
Die kleine Stadt liegt an einer großen Lagune, in der Salz gewonnen wird. Das Sightseeing beschränkt sich auf den Vormittag, denn es schüttet unaufhörlich. Im Dauerregen geht’s nach Porto. Nahe dem Flussufer des Douro finden wir einen ruhigen Platz für die nächsten Nächte.
Donnerstag, 22.4.21
Die für das Land Namensgebende Stadt wird zu beiden Seiten des Ufers geprägt zum einen durch die Lagerhallen des Portweins und zum Anderen durch das alte Fischerviertel mit seinen schmalen, hohen Häusern. Jeweils steil ansteigend ist vor allem auf der Nordseite der Stadt viele alte Bausubstanz erkennbar, die vor dem endgültigen Verfall mit teurer Sanierung gerettet wird. Wir stecken unsere Nasen kurz in die Kathedrale und in die alte Börse. Fast allein und kostenfrei sind wir in einem der architektonisch schönsten Buchläden Europas. Nicht umsonst liegen auffallend viele Harry Potter Bücher in den Regalen. J.K. Rowling lebte einige Jahre in der Stadt. Den Nachmittag und Abend verbringen wir bei Sonnenschein in wechselnden Cafes mit abwechslungsreicher Straßenmusik.
Freitag, 23.4.21
Es regnet, eigentlich das richtige Wetter für einen Museumstag. Doch das Erste wird renoviert, die jüdische Synagoge darf nur mit online Anmeldung betreten werden, das dazu gehörige Museum öffnet erst am Nachmittag. Drei Pleiten auf einmal. Müde vom Laufen leihen wir uns Räder und fahren bis zur Flussmündung, dann weiter am Atlantik entlang. Am frühen Abend wählen wir eine der vielen Portweinführungen und gelangen so in die riesigen Lagerhallen der Weinfässer. Zum Schluss mit der obligatorischen Verkostung von 3 verschiedenen Weinen, alle typisch mit Brandy gemischt, süß, süffig und sauteuer, einen Flaschengereiften 1963er für schlappe 6100 €. Wir verlassen Porto bei Regen und steuern Braga an.
Samstag, 24.4.21
In der pro Kopf Dichte an Kirchen scheint Braga an der portugiesischen Spitze zu liegen. Überall wimmelt es davon und sind lukrative Einnahmequellen. In der Altargestaltung scheint vor Jahrhunderten ein Wettbewerb entbrannt zu sein über die stylischste, plastischste und aufwändigste Form. Vieles ist Geschmackssache, unsere immer weniger. Der letzte Ausflug führt uns zum Pilgerberg Bom Jesus. Eine steil aufragende Treppe mit Figuren und Wasserspielen kunstvoll gestaltet führt hinauf zur Kirche. Den letzten Abend in Portugal verbringen wir grillend am Fluss.
Comments (2)
Der Herr ist auferstande! Mit diesem Gruß wünschen wir Euch eine behütetes Reisen und ein gesegnetes Osterfest. Nun ist es schon das 2. Osterfest in der Corona Zeit. Gern verfolgen wir Eure Reisestationen. Uns zieht es auch in die südlichen Gefilden. Unser Treffen in Norwegen wird schwer sein in dieser Zeit. Uns und unseren Kindern mit Familien geht es auch wohl. Herzliche Grüße aus dem kalten trüben aus Sachsen, Eure Martina und Rainer
Hallo Timo und Andrea,
ein lieber Gruß von uns aus Coswig. Endlich komme ich dazu, ein wenig an Eurer Reise teilzuhaben. Ein kleiner Vorteil, wenn man einen Gipsarm pflegen muss ;). Vielen Dank für Eure fleißigen Berichte und die genialen Fotos! Es ist ein Geschenk, so ein wenig mit Euch mitreisen zu können, während wir hier zu Hause kaum rauskommen.
Ich wollte ja immer schon mal nach Portugal, aber nun wird es ein „Muss“. Was für eine atemberaubende Küste! Und Ihr mutig im Kajak! Unglaublich! 🙂
Wir wünschen Euch von Herzen eine gute Weiterreise mit nicht allzu vielen Hindernissen, aber weiterhin vielen tollen Eindrücken und Erlebnissen und genügend Erholung zwischendrin. Bleibt gesund und macht weiter so,
Beate, auch im Namen der anderen Füchse sowie Anna und Ainina